Ins Spüren kommen

Wussten Sie, dass wir ohne unsere Gefühle unfähig sind Entscheidungen zu treffen? Wenn wir uns nur mit dem Kopf für die eine oder andere Sache entscheiden wollen, werden wir scheitern und uns in Gedankenspiralen verlieren. Erst durch den Abgleich mit unseren Emotionen und der daraus entstehenden Stimmigkeit, können wir mit einem guten Gefühl zu einer Entscheidung kommen. Bei etwa 20.000 Entscheidungen am Tag wären wir also handlungsunfähig, wenn wir nicht auf unser Bauchgefühl hören würden.

Wie können wir aber üben, mehr auf eben dieses Bauchgefühl zu hören?

Die eigenen Bedürfnisse erkennen

Das ist oft gar nicht so einfach. Von allen Seiten wird uns suggeriert, was gut für uns sein soll. Wir sollen gut essen, ausreichend trinken, vorzugsweise Wasser und Kräutertees und uns natürlich bewegen und soziale Kontakte nicht vernachlässigen. Alles richtig! Wir sollten aber mal in uns hinein lauschen, ob das für uns in unserer jetzigen Lebenssituation okay ist und in unseren Alltag passt. Wir sind nämlich alle sehr individuelle Wesen. Die eine kann sich beim Yoga super entspannen und geht danach fröhlich und beseelt nach Hause. Für die andere ist das Ganze jedoch eine lästige Pflichtübung, die sie nur praktiziert, weil sie körperlich fit bleiben möchte und zu der sie sich unmotiviert hinschleppt. Das heißt nicht, das Sie nur noch Chips essend auf dem Sofa sitzen sollen, sondern dass Sie für sich das Richtige finden, das Ihnen Kraft und Energie gibt. Unser Verstand mag die Pflicht und wird wahrscheinlich viele gute Gründe finden, Sie zu überzeugen dieses und jenes zu tun, „allen anderen tut es ja auch gut!“.

Hören Sie doch mal auf Ihren Körper! Achten Sie auf Ihre Körperempfindungen, wenn Sie etwas tun oder eine Entscheidung ansteht. Gehen Sie mit Ihrem Körper in einen wohlwollenden Dialog. In unserer Verstandes-Gesellschaft haben viele Menschen die Beziehung zu ihrem Körper verloren. Er wird als etwas gesehen, dass zu funktionieren hat und wenn er uns etwas sagen will, hören wir nicht hin bis es zu spät ist und sich in körperlichen Beschwerden oder einer schweren Erkrankung manifestiert.

Wir sind durch das zuviel im außen häufig so abgelenkt von uns selbst, dass wir keinen Zugang mehr zu unseren Gefühlen und zu unserem Körper haben und deshalb nicht wissen was wir wirklich brauchen und wollen.

Mut – mit sich zu sein

Es braucht ein bissschen Mut und Übung den Weg nach innen wieder zu entdecken. Aber es lohnt sich hineinzuschauen. Wie ein Forscher, der ein neues Land erforscht und offen ist, für alles was ihm dort begegnet. Machen Sie sich auf den Weg zu dieser Reise, denn wenn Sie mit weit geöffneten Sinnen hinhören, hinfühlen und hinsehen werden Sie wieder in Ihre Mitte kommen – in die Balance. Sie wissen was ihnen gut tut und wo Ihre Grenzen sind. Das führt zu Gelassenheit und Einklang mit sich und der Welt.

Mein Körper ist mein bester Freund

Mit diesen Übungen können Sie Step by Step mehr Körperbewusstsein entwickeln.

Wenn Sie diese Übungen regelmäßig und mit Aufmerksamkeit praktizieren, werden Sie festellen, dass Sie durch die Wahrnehmung Ihrer Körperempfindungen auch einen leichteren Zugang zu Ihren Gefühlen bekommen werden. Denn hinter der Enge in der Brust oder dem Kloß im Hals verstecken sich häufig Gefühle, wie z.B. Angst oder Traurigkeit.

Reminder

Das hört sich vielleicht im ersten Moment komisch für Sie an, aber kommunizieren Sie mit Ihrem Körper. Hören Sie achtsam zu, wenn er Ihnen etwas sagen will und übergehen Sie ihn nicht. Behandeln Sie ihn wie Ihre beste Freundin mit Wertschätzung und Dankbarkeit für das, was er täglich für Sie leistet. Für den Einstieg können Sie sich durch einen kleinen Reminder, z.B. über Ihr Handy, erinnern lassen, in sich hineinzuhorchen. Beginnen Sie mit den Grundbedürfnissen: Wie geht es mir gerade? Habe ich Hunger oder Durst? Ist meine Atmung flach und schnell oder tief und langsam? Es geht hier nicht darum etwas zu verbessern, sondern das was da ist zu bemerken und so anzunehmen.

Atem als Anker

Unser Atem ist ein wunderbares Mittel, um immer wieder bei uns anzukommen. Er ist der Anker zum JETZT. Legen Sie einfach zwischendurch Ihre Hand auf Ihren Brustkorb oder Ihren Bauch und folgen Sie der natürlichen Atmung für einige Atemzüge.

Körperreise

Im MBSR nennt sich diese Übung der „Bodyscan“. Am einfachsten ist es, wenn Sie liegen und die Augen schließen. Scannen Sie in Gedanken jetzt einfach Ihren Körper von den Füßen beginnend bis zum Kopf hin durch. Auch hier geht es nicht darum, zu urteilen und zu optimieren. Fokussieren sie sich auf Ihre Körperregionen und beobachten Sie, was dort gerade für Empfindumgen sind. Sie fühlen in manchen Körperteilen nichts? Dann beobachten Sie dieses nichts.

Nehmen Sie sich die Zeit, die Sprache Ihres Körpers zu lernen. Besonders bei Empfindungen, die Sie als unangenehm wahrnehmen, wie etwa Anspannung oder Schmerzen, wird es richtig interessant und lohnt sich genau hinzuspüren, was Ihr Körper für eine Botschaft für Sie hat.